Mit der Zahl der im Haushalt eingebundenen Energieerzeuger- und Verbraucher oder der Nutzung dynamischer Stromtarife steigt auch das Interesse an Energiemanagementlösungen, die zu einer smarten Vernetzung der unterschiedlichen Geräte und einem kostenoptimierten Betrieb beitragen können. Eine wachsende Zahl an Herstellern bietet dabei unterschiedliche Lösungen an. Wir geben einen Überblick, worin sich die verschiedenen Systeme unterscheiden und wie Sie den passenden Anbieter finden können.

1. Was ist ein Energiemanagementsystem (EMS)?

Ein Energiemanagementsystem (EMS), oder auch Home Energy Management System (HEMS) genannt, verknüpft und steuert die unterschiedlichen Stromverbraucher und -erzeuger eines Haushaltes. Häufig wird ein EMS eingesetzt, wenn der Strom der PV-Anlage bestmöglich in die Wärmepumpe und das Elektroauto fließen soll, um somit den Eigenverbrauch zu erhöhen. Das EMS ist die Kommunikationsschnittstelle zwischen den Geräten, mit der geregelt wird, welche Leistung in welchen Verbraucher fließt. Einige EMS können auch dynamische Stromtarife oder weitere Haushaltsgeräte (z. B. Waschmaschine) einbinden. Viele Speicher können auch ohne separates EMS betrieben werden, jedoch ist auch hier eine Schnittstelle zum Zähler notwendig. Sollen weitere Komponenten eingebunden werden, bringen die unterschiedlichen Systeme jeweils ihre eigenen Vorteile mit sich.
Insbesondere für PV-Anlagenbesitzer:innen können EMS seit Inkrafttreten des Solarspitzengesetzes am 25.02.2025 wichtiger werden. Dieses sieht für Neuanlagen ohne intelligentes Messsystem vorübergehend eine Leistungsbegrenzung auf 60 % der Einspeiseleistung sowie für Neuanlagen mit intelligentem Messsystem eine Aussetzung der Einspeisevergütung in Zeiträumen negativer Strompreise vor. Ein EMS kann dabei helfen, den Eigenverbrauch optimal zu regulieren, sodass nur möglichst geringe Strommengen von der Leistungsbegrenzung oder der Nullvergütung betroffen sind.

2. Wie wähle ich das richtige EMS aus?

Der Großteil der Energiemanagementsysteme kommt als separater Controller vor Ort zum Einsatz. Es gibt jedoch auch Cloud-basierte Systeme oder solche, die bereits herstellerabhängig im Batteriespeicher oder der Wallbox integriert sind. 

Wichtig bei der Auswahl eines EMS ist, dass es zu den Geräten passt, die gesteuert werden sollen. Entscheidend sind dabei die unterstützten Kommunikationsprotokolle und ob das EMS die nötigen Zugriffs- und Schreibrechte für die einzelnen Komponenten hat. 
Es gibt eine Vielzahl an Protokollen, die sich je nach Gerät und Steuerungseinheit unterscheiden. Eine Standardisierung ist aktuell leider noch nicht absehbar, folgende Protokolle finden aktuell am häufigsten Einsatz:
 

  • SG Ready ist ein recht weit verbreitetes Kommunikationsprotokoll, welches insbesondere zur Wärmepumpensteuerung eingesetzt wird. Es bietet eine “harte” Steuerung über Ein/Aus Befehle, eine stufenlose Leistungsvorgabe ist in der Regel nicht möglich.
  • Modbus TCP und Modbus RTU wird insbesondere bei der Steuerung von Batteriespeichersystemen oder Wallboxen mit einem EMS genutzt.
  • EE-Bus ermöglicht eine stufenlose Steuerung der Geräte. Es wird deshalb auch vom Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE als empfohlene Standardisierung zur netzdienlichen Steuerung und Umsetzung des §14a EnWG bevorzugt. Der hohe Aufwand für die Einführung ist für viele Hersteller jedoch ein Hindernis, deshalb ist die Umsetzung noch nicht in allen EMS und den zu steuernden Geräten möglich. 

Marktübersicht und HEMS-Finder 

Das PV-Magazine hat in der Ausgabe 5/2025 eine Marktübersicht zu Heim-Energiemanagementsystemen zusammengetragen und mit ausführlichen Berichterstattungen ergänzt. Das Heft kann kostenpflichtig bestellt oder eine Auswahl an Artikeln online eingesehen werden.
https://www.pv-magazine.de/marktuebersichten/energiemanagement/ 

Die Hochschule Anspach führt ein Forschungsprojekt zu EMS durch. Begleitend dazu ist die “HEMS-Finder”-Webseite entstanden. Sie listet verschiedene EMS mit Eigenschaften und Filterfunktionen auf: https://hems-finder.org/
 

3. Kann ich Produkte verschiedener Hersteller kombinieren?

Grundsätzlich ist das möglich und auch der Anspruch an ein Energiemanagementsystem. Viele EMS können herstellerunabhängig mit Komponenten kommunizieren. Wichtig ist, dass die jeweiligen Komponenten über passende Kommunikationsschnittstellen verfügen (siehe oben). Jedoch stellen unterschiedliche Optimierungsziele auch unterschiedliche Anforderungen an die Geräte. Ein konkretes Beispiel: Ein Netzladen des Stromspeichers mit Hilfe von dynamischen Stromtarifen ist nur möglich wenn der Speicher nicht nur Lese- sondern auch Schreibrechte zur Änderung der Lade- und Entladeleistung zulässt. Während beinahe alle Stromspeicher das Auslesen der Systemdaten zulassen, sind die Schreibrechte je nach Hersteller teilweise begrenzt. Außerdem sind komplexe, messtechnische Pflichten einzuhalten. Sprechen Sie deshalb den Fachbetrieb an oder schauen in den Datenblättern oder der Betriebsanleitung nach. Ein Blick in den PV-Magazine-Artikel und den HEMS-Finder ist ebenfalls hilfreich (siehe oben). 

4. Lässt sich ein EMS einfach nachrüsten?

Nur selten wird eine Installation als “Komplettpaket” aus Solaranlage, Batteriespeicher, Wärmepumpe und Wallbox in einem Schritt vorgenommen. Häufiger werden die Komponenten Schritt für Schritt ergänzt. Dies ist in der Regel auch für ein EMS möglich, insofern die Komponenten aufeinander abgestimmt sind. 
Jedoch unterstützen nicht alle älteren Geräte die jeweiligen Kommunikationsschnittstellen. Ältere Wärmepumpen lassen sich oftmals nur über die SG-Ready Schnittstelle einbinden, jedoch nicht stufenlos regeln. Auch ältere Wallboxen verfügen häufig über keine geeigneten Schnittstellen zur externen Ansteuerung, sodass ggf. eine Erneuerung der Wallbox zur Einbindung ins smarte Haussystem notwendig wird. Weitere Haushaltsgeräte können oftmals über steuerbare Steckdosen oder smarte Schaltrelais auch nachträglich in das HEMS eingebunden werden. Weitere Infos können u. a. im Artikel des PV-Magazine nachgelesen werden. 

5. Was kostet ein passendes EMS?

Wir empfehlen, sich zunächst darüber klar zu werden, welches Ziel Sie mit der Einbindung eines EMS verfolgen. Geht es beispielsweise um das PV-optimierte Laden des Batteriespeichers, ist oftmals gar kein zusätzliches EMS notwendig, da entsprechende Ladestrategien bereits in dem Batteriespeicher verbaut sind. Sollen hingegen mehrere Systeme miteinander vernetzt und ggf. sogar die Optimierung eines dynamischen Stromtarifs mit verfolgt werden, stellt dies je nach Hersteller und verwendeter Kommunikationsprotokolle unterschiedliche Anforderungen an das Managementsystem. Vergleichen Sie  deshalb die Möglichkeiten unterschiedlicher Anbieter. 

Die Kosten unterscheiden sich je nach Anbieter und System: Die günstigsten Geräte sind zwar in der Anschaffung kostenlos, verlangen aber jährliche Gebühren von bis zu 100 €, die sich im Laufe der Lebenszeit aufsummieren. Andere Systeme kommen mit einmaligen Anschaffungskosten von 250 bis 1000 € einher. In beiden Fällen müssen jedoch die Installations- und Einbindungskosten noch zusätzlich mitbetrachtet werden. 

Weitere Artikel zum Thema